Ricarda Denzer - Erste Fassung (Interpretation)
In
ihrer aktuellen Einzelausstellung widmet sich Ricarda Denzer mit der Erschaffung eines Werkes auch schon seinem Verfall:
Wie in der Archäologie werden die “Fehlstellen” eines Fundstückes bei der Restaurierung interpretiert und entweder mit Material
ergänzt oder als Leerstellen belassen.
Das „Einschmutzen” des Abgusses eines historischen Objekts
mit dem Originaldreck des Fundortes, eine Methode von innsbrucker Archeologinnen, um die Kopie echter aussehen zu lassen,
wird von Denzer aufgegriffen und in vielerlei Hinsicht interpretiert.
Das Original steht hier für die Quelle, für
das Dokument und den Ursprung und es verweist auf ein künstlerisches Verfahren, in dem die Bewegung zwischen dem Vorfinden
eines Objektes, dem dokumentarischen Moment, den Fakten und dem neuen Zusammenfügen, dem Produzieren der Fiktion durch Montage
im künstlerischen Prozess fließend ist.
Das Sichtbarmachen von Spuren und Abdrücken, das Freilegen von Schichtungen
führt in Denzers Arbeit durch die Auseinandersetzung mit den Orten, mit der Materialität, mit der Erzählung bis hin zur Stimme
selbst. Die Erkundung der Beschaffenheit von Originalmaterialien, das neu ergänzte, rekonstruierte Material, aber auch die
Methode der Aussparung zwischen den Fundstücken des Originals und die Interpretation der Fehlstellen im Prozess der Restaurierung,
dient in dieser Arbeit als Denk- oder Sprachfigur.
Ricarda Denzer ist Lehrende an der Angewandten (2013-2018 Leitungsteam
TransArts, Kunst und Kommunikative Praxis). Denzer lebt und arbeitet in Wien.