Vortragsreihe "Kunst - Forschung - Geschlecht"
Susanne Huber - Sucker
for Love: Sex Wars und Postmoderne in Lutz Bachers Sex with Strangers (1986)
Bachers Werkreihe
führt eine kleine Typologie der Obsession vor – wenngleich deren Subjekt keineswegs eindeutig ist: die Protagonistinnen der
dargestellten Szenen, wie die Bildunterschriften suggerieren, oder vielmehr ein männlich-heterosexuell antizipiertes Publikum
jener Pornomagazine, die das Motiv in immer neuen Variationen zitieren?
Bachers Aneignung ist
vor dem historischen Hintergrund der sog. „Sex Wars“ signifikant, insofern als hier gesellschaftliche Kontroversen um Sexualität
und Geschlecht auch und besonders über den Gegenstand der Pornografie ausgetragen wurden. Die Arbeiten führen vor, wie sich
mit dem Transfer der Motive in den Kunstkontext auch die Urteilsstrukturen von moralischen hin zu ästhetischen verschieben.
Sie adressieren zudem jene vermeintlich klare Grenzlinie zwischen politischen und künstlerischen Diskursen, wenn die Inhaltsform
der Kunstwerke den Gegenstand intensiver politischer Debatten referiert. Ein emanzipatorisches Potenzial, so soll im Vortrag
vorgeschlagen werden, entwickeln die Arbeiten in ihrem Widerstand gegen semantische Geschlossenheit und eine Überlegenheitsrhetorik,
die sich über mehrheitsbasierte Argumente legitimiert.
Susanne Huber ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Forschungsprojekt
„Ästhetik des Begehrens. Gegenhegemoniale Visualisierungen von Körpern, Sexualität und Geschlecht“ am Kunsthistorischen Institut
der Freien Universität Berlin. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Fragen nach der Materialität und Medialität von Begehrensstrukturen
in feministisch informierter Kunst der 1980er Jahr in den USA. Nach dem Masterabschluss in Kunstgeschichte war sie u.a. am
Sonderforschungsbereich 626: Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste an der FU Berlin sowie im Studio
von Monica Bonvicini beschäftigt.