Die Güte der Gewohnheit
Sprechen Setzen Denken
Ein
Symposium von Kunst und Wissenstransfer
Den Begriff der Gewohnheit diskutieren wir im Spannungsfeld von Freiheit
und Notwendigkeit, Kontinuität und Disruption. Vor dem Hintergrund historischer Entwicklungen mit ihren jeweils spezifischen
Ausprägungen, wie der aristotelischen ‚hexis‘, der bestimmenden Grundhaltung, die sich durch Gewöhnung ausprägt, oder der
Herausbildung einer ‚zweiten Natur‘ durch den eingeübten ‚habitus‘, fragen wir nach Möglichkeiten der Gewohnheit, ihren Zwängen,
Beschränkungen und Abhängigkeiten.
Mit Beiträgen von:
Art School Köln/Wien
Bibiana Beglau
Thomas
Eggerer
Lukas Kaufmann
Luise Knecht
Bernhard Lang
Justus Puls
Sophia Rohwetter
Marie Therese
Rudolph
Clemens J. Setz
Eva Maria Stadler
Miriam Stoney
Mirjam Thomann
Jenni Tischer
Jan Völker
Die Güte der Gewohnheit*
Jahrelang ging ich, wenn
Ende September die Kälte begann, jeden Nachmittag in das Kino in der Annenstraße, um mich mit den Gesten und Bewegungen der
riesengroßen Menschen auf der Leinwand aufzuladen.
Clemens Setz: DIE KATZE WOHNT IM LALALANDE‘SCHEN HIMMEL
Titelgebend für das Symposium, dem ein Seminar an der Universität für angewandte Kunst Wien vorausging, ist das Magazin
‚Die Güte der Gewohnheit’ das Martin Kippenberger, im Jahr 1984 gemeinsam mit Albert Oehlen u. a. herausgegeben hat.
Die
paradoxe Struktur der Gewohnheit, die in Formen der Bestimmung einerseits und ihrer Befreiung daraus liegt, bildet den Ausgangspunkt
für die Diskussion der ästhetischen, künstlerischeren und politischen Dimension der Gewohnheit.
Den Begriff
der Gewohnheit diskutieren wir im Spannungsfeld von Freiheit und Notwendigkeit, Kontinuität und Disruption. Vor dem Hintergrund
historischer Entwicklungen mit ihren jeweils spezifischen Ausprägungen, wie der aristotelischen ‚hexis‘, der bestimmenden
Grundhaltung, die sich durch Gewöhnung ausprägt, oder der Herausbildung einer ‚zweiten Natur‘ durch den eingeübten ‚habitus‘,
fragen wir nach Möglichkeiten der Gewohnheit, ihren Zwängen, Beschränkungen und Abhängigkeiten.
Momente der
Unterbrechung der Norm, der Veränderung und Krise können Mittel der Befreiung sein. Der Tendenz der Opposition von Freiheit
und Abhängigkeit, Selbständigkeit und Unselbständigkeit, Individuum und Gesellschaft liegt ihrerseits eine duale Struktur
zugrunde, deren Mechanik zu diskutieren ist. Ist es möglich, durch die sinnliche Erfahrung und Praxis der Kunst das Gewohnheitsmäßige
(anzu)erkennen, aus ihm herauszutreten, und über Umwertung und Anpassung Muster der Gewohnheit zu codieren? Welche Potentiale
haben in diesem Prozess Formen der Wiederholung, Verfahren der Modifikation, Rekonfiguration und Deformation? Sind ästhetische
Praktiken demnach als Modelle der Freiheit oder als Mechanismen zu ihrer Erlangung anzusehen?
Wie können Denken, Verhalten,
Leidenschaft und Handlung nicht für sich, sondern in ihrer Wechselwirkung begriffen werden? Sind Formprozesse jenseits linearer
Vorstellungen etwa im Sinne einer Déformation professionelle denkbar? Wie schreiben sich unsere Körper, unsere sozialen Beziehungen
in die räumlichen, architektonischen und medialen Umgebungen von Gewohnheiten ein?
Können menschliche Beziehungen in
ihren Zwischentönen auf den Bühnen politischer Bedingungen zur Aufführung gelangen? Wie sehen Aktionsräume zwischen Anpassung
und Widerstand aus und wie tanzen wir mit dem Raum, ohne ihn zu vereinnahmen?
*Martin Kippenberger,
Die Güte der Gewohnheit/Fotografie. Zeitschrift für Kultur jetzt, 1984
Das Symposium DIE GÜTE DER GEWOHNHEIT wird
konzipiert von Eva Maria Stadler (Kunst und Wissenstransfer, Universität für angewandte Kunst Wien
Installation
ART SCHOOL KÖLN/WIEN: SOFT WALLS, ITERATIVE BEHAVIOR: Studierende aus Köln und Wien, organisiert und konzipiert von Mirjam
Thomann (Künstlerische Praxis, Universität zu Köln) und Jenni Tischer (Kunst und Wissenstransfer, Universität für angewandte
Kunst Wien)